2.-5.6.2018
Horse trekking Peel Forest
Am 2. Juni war ich im Peel Forest, der ist quasi vor der
Haustür der Farm, beim horse trekking - also reiten. Eigentlich war das für den
1. geplant gewesen, aber die Leute dort hatten mir, obwohl ich mich schon eine
Woche vorher angemeldet hatte, kurzfristig abgesagt. Das führte dazu, dass ich
nicht nur bis zum 31.5. in Ashburton gearbeitet habe, sondern noch einen Tag
länger. Hat aber eigentlich nichts geändert. Das witzige war, als wir am 31.
(mal wieder) alle Essen waren, haben wir dort die Leute getroffen, die das horse
trekking betreiben. Matt und Libby kennen die Besitzer. Die beiden wussten
natürlich davon, dass mir so kurzfristig abgesagt wurde und haben die
Besitzerin darauf angesprochen, der das Ganze sichtlich unangenehm war. Ich
denke all dies führte dann dazu, dass ich letztendlich am Tag an dem die Tour
stattfand ein spontanes, kostenloses Upgrade von einer einstündigen zu einer
zweistündigen Tour bekommen habe. Dafür habe ich doch gerne einen Tag länger
auf der Farm verbracht.
Ich war ja eigentlich Früher relativ regelmäßig reiten, aber
ich habe wirklich alles verlernt. Man war das komisch auf einem Pferd zu
sitzen. Und bei den paar Mal, die wir getrabt sind habe ich mich glaube ich
ziemlich dämlich angestellt :D Wir (außer unserem Guide waren noch 4 andere
dabei, 2 davon saßen noch nie auf einem Pferd) sind also hauptsächlich im
Schritt über Waldwege, Felder, und durch Flüsse und Sümpfe geritten. Das Ganze
bei bestem Wetter. Hat mir (trotz meiner Unfähigkeit) auf jeden Fall sehr gut
gefallen. Und nach den 2 Stunden war dann auch genug, denn ich habe dann auch meine Sitzmuskeln ganz gut
gespürt :D
Familienfoto
Nach dem Ausritt bin ich nochmal kurz zur Farm zurück, um
meine Sachen einzusammeln und was zum Mittag zu essen. Als ich mich dann
endlich los reißen konnte, haben Matt und Libby noch auf ein Familienfoto
bestanden (ihre 2 Kinder waren auch gerade zu Besuch). Das hat mich total
gefreut. Jetzt habe ich nämlich auch ein schönes Foto von uns allen zusammen.
Dann haben sie mich für bestimmt 2 Wochen mit Essen ausgestattet und mir
Empfehlungen gegeben wo ich am besten lang fahren soll. Und sie haben mir sehr
nahe gelegt, dass ich anrufen soll, wenn ich irgendwie in Schwierigkeiten bin
und mir auch noch angeboten, dass sie für mich mein Auto verkaufen würden falls
ich es nicht los werde oder für einen zu niedrigen Preis verkaufen müsste. Sie
würden es sogar von der Nordinsel abholen! Das alles hat mich echt gerührt. Das
war so lieb von ihnen und die Stimmung war irgendwie wirklich schön. Nicht so
traurig, wie sie sonst bei Abschieden immer war, sondern ziemlich fröhlich. Es
hat sich nicht wie ein Abschied für immer angefühlt, weil sie fest vor haben
mich mal in Deutschland besuchen zu kommen.
Hanmer Springs
Als ich endlich los gekommen bin war es schon ziemlich spät,
sodass ich die Hälfte des Weges zu meinem nächsten Ziel, Hanmer Springs, im
Dunkeln fahren musste. In der Dunkelheit fahren gefällt mir immer noch nicht.
Das einzige Gute ist, dass dann nicht mehr so viele andere auf der Straße sind
und ich gemütlich meine 80 km/h fahren kann ohne jemanden zu behindern. Und wie
ich da so gemütlich vor mich hin rolle werde ich doch allen Ernstes kurz vor Hanmer
von der Polizei angehalten! Ich sehe nur auf einmal hinter mir Blaulicht und
dachte ich fahre mal an die Seite ran um die vorbei zu lassen, aber da fährt
das Auto hinter mir auch an die Seite. Ich, ziemlich verwirrt, dachte mir,
vielleicht wollten die mich ja anhalten, warte eine Weile - nichts passiert.
Das Auto steht weiter mit Blaulicht hinter mir und keiner steigt aus. Ich
wusste auch gar nicht ob das hinter mir eine Polizei oder ein Krankenwagen oder
was auch immer ist. War ja dunkel. Also denke ich mir „blöder Zufall“, die haben
vielleicht einfach vergessen ihr Blaulicht aus zu machen und will weiter
fahren. Ich blinke erstmal eine Weile - nichts passiert. Aber als ich dann los
fahren wollte, fing auf einmal jemand hinter mir an zu rufen. Also voll
erschrocken wieder auf die Bremse gegangen und es stellte sich heraus: Die wollten
mich wirklich anhalten. Ich musste der Polizistin dann meinen Führerschein und
meinen Pass zeigen, ihr sagen wo ich her komme, wo ich hin will und einen
Alkoholtest machen. Dabei habe ich mich aber so dämlich angestellt, dass die
sich bestimmt auch gefragt hat was ich genommen habe. Sie hat mir ein Gerät
hingehalten und gesagt ich soll bis 10 Zählen. Nun habe ich aber noch nie einen
Alkoholtest gemacht und man hört immer nur, dass man pusten muss. Ich also
versucht 10 Sekunden lang zu pusten :D Das fand sie gar nicht so witzig. Sie
wollte eigentlich, dass ich laut bis 10 zähle. Dann erst hat sie mir den Grund
verraten, warum sie mich angehalten hat. Sie hat vorher in einer 80 Zone
jemanden mit 130 gesehen, konnte aber nicht schnell genug umdrehen um den Täter
zu erwischen. Jetzt dachte sie, dass das vielleicht ich gewesen sein könnte.
Ich konnte ihr dann zum Glück irgendwie klar machen, dass ich eh immer nur 80
fahre weil ich sonst meine Benzinrechnungen nicht bezahlen kann. Das hat sie
mir dann auch geglaubt und mich weiter fahren lassen. Maaaan eine Aufregung :D
Eigentlich hatte ich vor mich abends noch in Hanmer in die
Hot Pools zu chillen und mir die Sterne anzuschauen, aber mittlerweile was es
dafür eh viel zu spät. Deshalb nur noch ab zum Campingplatz, Essen machen und
schlafen gehen.
Dafür bin ich dann am nächsten Morgen, nachdem ich ein
bisschen durch Hanmer gelaufen war in die Hot Pools gegangen und habe mich da
3h lang eingeweicht. Ziemlich langweilig alleine.
Als ich dann meinen Weg in Richtung Picton fortgesetzt habe
war es auch schon wieder Nachmittag, sodass ich es gar nicht bis nach Picton
geschafft habe. Ich bin wieder zu einem Campingplatz nahe Kaikoura gefahren auf
dem ich schon mal war. Aber vorher habe ich noch einen ordentlichen Schrecken
bekommen.
Ich bin schon ewig irgendeine verlassene Straße entlang
gerollt, hatte seit einer gefühlten Ewigkeit keinen anderen Menschen gesehen
und es wurde langsam dunkel. Deshalb hatte ich es etwas eilig auf den
Campingpatz zu kommen. Meine Navi hat mir dann eine Abkürzung vorgeschlagen.
Und eigentlich habe ich, sobald ich gesehen habe dass die Straße keine Straße
sondern nur ein löchriger Kiesweg war, mein Unterbewusstsein richtiggehend
„Luke! Es ist eine Falle!“ schreien gehört. Dann habe ich aber gesehen, dass
der Kiesweg nur 2km lang sein sollte und danach wieder auf den Highway führt.
Also habe ich mein Unterbewusstsein ignoriert und bin weiter gefahren. Dann kam
ich an eine Stelle, die aussah wie ein Flussbett. Das habe ich mir erstmal
angeschaut, kein Wasser gesehen und dachte dann, da komme ich locker durch.
Also weiter gefahren, schön den Kieshang runter. Und dann sah ich das Wasser.
Ich habe es nur vorher nicht gesehen weil es schon halb dunkel war und außerdem
regnete. Zurück ging nicht – keine Chance rückwärts wieder den Kieshang hoch zu
kommen. Es war nur ein kleines Flüsschen, also dachte ich mir „Augen zu und
durch“ und bin durch gefahren. Hat auch geklappt. Aber dann habe ich den
richtigen Fluss gesehen. Das eben war nur ein kleiner Seitenarm. Da führte für
mich aber kein Weg durch. Ich habe mich noch geistesgegenwärtig entschlossen
auf dem lockeren Kies bloß nicht anzuhalten, weil ich Angst hatte dann nicht
wieder los zu kommen. Deshalb habe ich versucht einen kleinen Kreis zu fahren.
Aber auch das war nicht besser, denn dort war der Kies noch lockerer und
tiefer. Ich habe mich also erfolgreich festgefahren und steckte nun bei
einbrechender Dunkelheit in der Pampa bei Regen in einem Flussbett fest. Besser
konnte es ja nicht werden. In mir machte sich langsam aber sicher die
Erkenntnis vollkommen verkackt zu haben breit und ich habe schon angefangen
Pläne zu entwickeln wie ich am schlausten aus dieser Lage wieder raus komme, da
fiel mir ein, dass ich doch Hinterradantrieb habe. Ich habe mich rückwärts ein
paar Zentimeter zurück gearbeitet und bin dann mit Schwung und durchdrehenden
Reifen wieder nach vorne gefahren. Irgendwie ging es - obwohl die Reifen
durchgedreht haben - Zentimeter für Zentimeter voran. Ich glaube ich habe
meinem Auto ernsthaft gut zugeredet, in der Hoffnung, dass es mich dann
vielleicht da raus bringt. Und es hat geklappt! Ich bin irgendwie aus dem
tiefen Kies raus gekommen, durch den kleinen Flussarm durch und den Kieshang
wieder hoch. Von dort aus bin ich nur noch so schnell wie möglich zurück zur
Straße gefahren. Ich vertraue meiner Navi ganz sicher nicht mehr. Ich fahre
lieber eine Stunde Umweg als nochmal irgendeiner Abkürzung zu trauen.
"Kiwi-Style" Wasser sammeln |
Auf dem Campingplatz angekommen war ich heilfroh und wollte
nur noch schlafen gehen und das alles vergessen. Aber da fiel mir auf, dass ich
kein Trinkwasser mehr hatte und einen Wasserhahn gab es nicht. Ich dachte mir
schon wieder „Respekt! Toll gemacht!“,
aber dann fiel mir ein, dass ich mir ja den Dauerregen zu Nutze machen
könnte. Ich habe dann über Nacht eine große Plastikbox raus gestellt um den
Regen einzusammeln. Und siehe da: Am nächsten Morgen war sie voll. Es hatte die
ganze Nacht geschüttet und die 20l Plastik Box war ernsthaft voll! Zum Glück
bin ich aus diesem Flussbett raus gekommen. Das wäre sonst glaube ich doof
geworden.
Der Weg vom Campingplatz weg war dann auch nochmal
interessant, denn der viele Regen hatte auf dem Hang neben dem Weg einen
kleinen Erdrutsch ausgelöst, der mich hinter einer Kurve überrascht hat.
Überall scharfe Steine auf der Straße und keine Möglichkeit ihnen auszuweichen.
Ich konnte nur beten, dass die mir nicht die Reifen aufschneiden. Haben sie zum
Glück nicht.
Ich glaube die Fahrt nach Picton war die aufregendste die
ich je gemacht habe.
Picton
In Picton angekommen habe ich erst einmal Don angerufen. Er
ist ein Freund von Matt und Libby. Sie hatten ihn gefragt, ob ich eine Nacht
bei ihm bleiben könnte und er hat dem zugestimmt. Don stellte sich als ziemlich
gechillter, sehr gesprächiger und echt netter Mensch heraus. Von seiner Villa
aus hat man einen wundervollen Ausblick über Picton, die Marina und die
dahinter liegenden bewaldeten Hügel. Ein wirklich sehr schöner Ort zum Leben.
Wir haben dann ein bisschen gequatscht, Kuchen gegessen, etwas
ferngesehen und sind schließlich am frühen Abend in die Bar am Hafen gegangen,
wie Don es jeden Tag tut. Dort hat er mich seinen Freunden vorgestellt, die
mich erstmal ziemlich skeptisch beäugt haben, sich dann aber als ebenfalls sehr
entspannt heraus stellten.
Ich bin also dazu gekommen im Kiwistyle mit den Locals in
der Bar zu chillen und wurde dort gut abgefüllt :D Ohne „die richtigen
Kontakte“ würde sowas nie passieren. Normalerweise wird man von den Locals nur
komisch angeguckt, wenn man als Touri in ihre Stammkneipe rein platzt. Das war
auf jeden Fall ein sehr schöner Abend mit ziemlich interessanten Leuten.
In der Bar - "Kiwi-Style" chillen |
Zum Abendessen (nicht das ein Platz zum Schlafen genügt
hätte – ich wurde auch noch bekocht und „durfte“ nichtmal helfen) gab es frisch
geangelten blauen Kabeljau mit Kartoffeln und Lauch-Käse Auflauf. Ja, ich habe
Fisch gegessen und ja, der hat ausgesprochen gut geschmeckt. Ich hatte sowieso
schon lange vor mal wieder Fisch zu essen, da kam dieser Frischfisch im
perfekten Moment.
Und sag mal habt ihr schon mal von beheizten Decken gehört?
Die Dinger sind klasse! Die Steckt man in die Steckdose und dann heizen die irgendwie.
Wie genau das funktioniert weiß ich nicht. Es ist jedenfalls nicht die Decke
mit der man sich zudeckt, sondern eine auf der man drauf liegt. Das ist super
in ein schon warmes Bett zu kriechen, das einen auch noch die ganze Nacht
wärmt. Sowas brauche ich auch zu Hause :D
Frühstück habe ich auch noch bekommen. Es gab noch Fisch vom
Vorabend, Bratkartoffeln und Toast mit Ei. Und das bei diesem Ausblick zu essen
– da fühlt man sich echt königlich :D
Ziemlich bald ging es dann los zur Fähre. Ich habe mich noch
schnell von Don verabschiedet, konnte ihm gar nicht oft genug Danke sagen und
habe ihn eingeladen mich auch mal in Deutschland besuchen zu kommen, damit ich
mich revanchieren kann. Dann habe ich mich in die Schlange an der Fähre
eingereiht und erstmal so richtig realisiert, dass ich gerade dabei war die
Südinsel hinter mit zu lassen.
Fähre
Und jetzt sitze ich hier gerade auf der Fähre, schaue auf
das Meer, werde sanft von den Wellen geschaukelt und lasse mit Musik von Tracy
Chapman im Ohr meine Erlebnisse auf der Südinsel Revue passieren. Beim Gedanken
an die vielen tollen Dinge die ich erlebt habe schleicht sich das eine oder
andere Lächeln auf meine Lippen und in meine Augen. Aber trotzdem ist da auch
eine gewisse Melancholie all dies nun zurück zu lassen, die sich in das
Gefühlschaos aus schönen Erinnerungen und Vorfreude auf die Nordinsel mit
hinein mischt.
Die letzten Tage waren auf jeden Fall ein sehr gelungener
Abschied und dazu mit all ihren schönen Erlebnissen und der ganzen Aufregung ein
der Südinsel absolut würdiger Abschied.
P.S.: Mir ist später aufgefallen, dass ich fast auf den Tag
exakt 4 Monate auf der Südinsel verbracht habe. Letztes Mal ging meine Fähre
von Wellington am 6.2. und die von Picton jetzt ging am am 5.6.
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